Eigentlich wollte Kantorin Schildmann (Bad Frankenhausen) in diesem Jahr wegen der vielen Müntzer-Veranstaltungen, die zum Teil auch in Kooperation mit der Stadt konzipiert wurden, nur im Dezember ein Gospelprojekt anbietet. Doch mehrere, schon versierte Sänger der vergangenen Unternehmungen, setzten ihr so überzeugend zu, dass sie nicht Nein sagen konnte.
Seit Ende April probten Woche für Woche 10 Männer und 68 Frauen an den einzelnen stücken, um dann Anfang Juni das Ergebnis zu präsentieren – moderiert von der Kantorin selbst.
Als Motto wurde gewählt: „Music isn’t meant to hide“ (Musik muss sich nicht verstecken).
Als Eingangsstück erklang als Kanon „Glorify Jesus – Jesus ist my salvation“ (Ich verherrliche Jesus, er ist meine Rettung).
In der folgenden Begrüßung erzeugte die Kantorin eine gewisse Spannung auf das ganze Programm.
Im Gospel „Ride up in the Chariot“ von Donald Moore wird die Bereitschaft für die Reise zu Jesus im Himmel artikuliert.
Das folgende deutsche Lied von Micha Keding forderte zum Loslassen auf, zum Neuanfang mit dem fröhlichen Text: “Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter. Das Morgenlicht leuchtet weiter in uns. Bis ans Ende aller Tage, bis ans Ende dieser Welt.“
Der 2. Teil des Abends war der Orgel gewidmet. Hier zeigte sich wieder einmal der Mut für neue Einfälle und Experimentierfreudigkeit. Deshalb äußerte sich Frau Schildmann sehr persönlich: „Bevor ich zu meinen musikalischen Ausführungen komme – ein paar Gedanken zum Thema Familie. Alle können sicher bestätigen, dass Familie ein kleiner Mikrokosmos ist. Nicht immer passt da alles perfekt zusammen. Der eine isst am liebsten Nudeln und Tomatensoße, der andere Eisbein und der 3. ist Vegetarier. Bei uns ist das auch so. Der eine ist Orchestermusiker, die andere Kantorin und der 3. ist Rap-Producer – zum Glück sind die anderen Familienmitglieder passive Musikliebhaber. Orchestermusiker und Kantorin passt ganz gut zusammen – haben sie ja schon hier oft gehört.
Aber Kantorin und Producer? Was ist ein Producer? Dieser macht Musik am Computer z.B. als musikalische Unterlage für Rapper. Normalerweise sind Rapper der musikalische Partner für Producer.
Heute ist der musikalische Partner für „yung valentino“ die Orgel – das ist herausfordernd für uns beide. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit gibt es gleich zu hören. Dabei gibt es ungewöhnte Klänge. Lassen sie sich darauf ein. Manchmal wird es auch etwas lauter, laut kann die Orgel aber auch alleine. Davon können sie sich bei „Toccata und Fuge d-moll“ von Bach überzeugen, welches ich zuerst und allein spiele. Danach gibt es „Präludium und Fuge e-moll“ (auch von Bach) mit dem Beat on yung valentino.“
Und so kam es dann. Flugs eilte Kantorin Schildmann die 2 Etagen zur Orgel hoch, setze sich an ihr geliebtes Instrument und legte los und die Zuhörenden „schwelgten“ bei den Klängen (wohl bekannt von den Silvesterkonzerten). Danach setzte sie sich ganz professionell die Kopfhörer auf und musste versuchen, dass die Geschwindigkeiten von Orgel und „Computerband“ synchron erfolgten. Es gelang ihr „ohne Fehl und Tadel“ und die Besucher gaben ihre Freude mit Beifall kund. Es war somit eine gelungene Synthese von Klassik und Modern.
Den 3. Teil gestalteten wieder die 78 „Gospels“.
“Standing in the light of love” von Neil Young singt vom Licht der himmlischen Liebe in Verbindung mit Naturerscheinungen wie Sonne, Meer, Sturm usw.
Der folgende Kanon kündet in englischer Fassung von der Jahreslosung 2025. Für Christen gibt es jedes Jahr eine Jahreslosung (also ein Leitspruch), welche die Menschen ein Jahr begleiten soll. 2025 ist es ein Vers aus einem Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessalonich: „Prüft alles und behaltet das Gute.“. Diese Worte können auch für jeden Atheisten als bedenkenswert gesehen werden. Man wünschte sich, dass Politiker, Verantwortungsträger in Wirtschaft und anderen Bereichen öfters mal dieses Zitat beherzigen.
Der Abschluss erfolge mit „Make a little Music (mache ein wenig Musik) von Andy Beck mit der Aufforderung: Mach ein bisschen Musik, Musik ist nicht
Die etwa 450 Konzertbesucher erlebten an diesem Abend ein ausgewogenes Programm von bester Güte, da blieb es nicht aus, dass als Zugabe noch einmal mit viel Freude der Ohrwurm „Morgenlicht“ erklang: „Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter… bis ans Ende aller Tage, bis ans Ende dieser Welt.“
Mit einem bunten Sommerblumenstrauß – wie ihn die Natur hergibt – und einem modernen, selbst gestalteten Bild bedankten sich die 78 Gospels bei Frau Schildmann mit der Gewissheit, dass auch im November beim Advents- und Weihnachtsgospelchorprojekt viele wieder dabei sind und zusammen mit der Kantorei ein interessantes Konzert gestalten.
Im Auftrag der Kantorei Bad Frankenhausen:
Text und Fotos: Peter Zimmer